Familie Streuber, Raum Stuttgart

Buddy fand als Labrador-Rottweiler-Mischling den Weg zu mir. Als ich nach einem Hund im Tierheim suchte, war er gerade erst am Vortag dort „eingezogen“. Man hatte ihn ausgesetzt. Die Anfangszeit mit ihm gestaltete sich recht turbulent. Zwar war er extrem verschmust und verspielt, jedoch konnte gerade das Spielen bei ihm schnell ins Aggressive kippen. Außerdem war er gar nicht sozialisiert und jagte alles, was sich bewegte: Inlineskater, Fahrradfahrer, rennende Kinder ...
Ich habe mit ihm viel Zeit in der Hundeschule verbracht und unser Zusammenleben wurde nach und nach besser. Zumindest dachten wir das, denn erst spät haben wir realisiert, dass Buddy unser Leben kontrollierte und nicht umgekehrt. Mit seinen manchmal bis zu 45 Kilogramm hat er mich willkürlich durch die Gegend gezogen und auch mal von den Beinen geholt. An der Leine war er anderen Hunden gegenüber extrem aggressiv und ich bekam oftmals Probleme, ihn zu halten. Sobald er irgendwo Wasser witterte, konnte man ihn nicht mehr bremsen.
Wenn es an der Tür klingelte, riss er sprichwörtlich das Häuschen ab. Hatte er sich einen Gegenstand (z.B. eine Socke) geschnappt, verschanzte er sich damit unter einem Tisch und reagierte mit Zähnefletschen, wenn er sie wieder zurückgeben sollte. Gelegentlich versuchte er sich auf dem Parkettboden unserer Mietwohnung eine Kuhle zu graben, um sich hineinzulegen.
Aufgrund dieser negativen Angewohnheiten haben wir uns immer mehr eingeschränkt. Als wir es endlich realisierten, wollten wir diese ganzen Spielchen nicht mehr mitspielen und baten Frau Mantel um Hilfe. Ich sehe es noch heute vor mir, wie sie im Stuttgarter Schlossgarten sagte: “Und jetzt machen sie ihn mal von der Leine ab!“ - Und das im Stuttgarter Schlossgarten (!!), wo absolute Leinenpflicht herrscht und es von Wasserstellen nur so wimmelt ...
An diesem Abend ist Buddy nicht ein Mal ins Wasser!! Innerhalb von fünf Minuten hatte Frau Mantel ihm die unerwünschte Schwimmerei sowie das Ziehen an der Leine abgewöhnt. Andere Hunde hat er überhaupt nicht angeschaut. Das schaffte Frau Mantel komplett ohne Leckerlis und in kürzester Zeit. Arbeiten ohne Leckerlis war für uns neu, allerdings sehr von Vorteil. Wie oft war es passiert, dass wir (versehentlich) ohne Leckerlis das Haus verließen, die Leckerlis uns gerade ausgegangen waren oder einfach andere Hunde oder Pfützen viel interessanter erschienen ... Dieses Problem stellte sich uns jetzt nicht mehr.
Zu Hause ging die Arbeit weiter. Die größte Aufgabe von Frau Mantel bestand darin, uns klarzumachen, dass Buddy ein Hund ist und kein Mensch. „Auch wenn er sich jetzt einschränken muss, so hat er bei Ihnen immer noch das Paradies auf Erden!“ Wir mussten es uns immer wieder klarmachen, denn sowohl Buddy als auch wir litten unter der Umstellung. Aber von diesem Zeitpunkt an wurde das Zusammenleben kontinuierlich besser. Wir konnten ihn auf seinen Platz schicken, wenn es an der Tür klingelte, er hat keine Gegenstände mehr geklaut und sich damit zähnefletschend unterm Tisch verschanzt. Und endlich herrschte wieder „reine“ Luft im Schlafzimmer, weil er von nun an im Wohnzimmer schlafen musste, ohne sich vorher eine Kuhle zu graben.
Aber es gab auch Rückfälle. Und daher baten wir Frau Mantel nach Jahren erneut um Hilfe. Wir waren umgezogen, unsere Tochter war gerade geboren und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich den Kinderwagen mit Kind und Hund ohne größere Zwischenfälle an unserem neuen Nachbarshund, auf den sich Buddy extrem „eingeschossen“ hatte, vorbeibekommen sollte. Nach Frau Mantels Besuch konnte ich mit Kind und Hund spazieren gehen, ohne dass noch jemals etwas vorgefallen ist.
Entgegen aller Befürchtungen musste Frau Mantel nie mit Buddy an seinem Verhalten gegenüber unserer Tochter arbeiten. Er war stets sehr liebevoll und vorsichtig mit ihr. Buddy ist jetzt im Alter von elf Jahren friedlich in seinem Garten eingeschlafen. Wir alle sind dankbar für die schöne Zeit, die wir mit ihm hatten. Wir vermissen ihn unendlich.